mit schüttelfrost im schwimmbad

im kopf klopft jemand ein schnitzel, der hals ist ausgelegt mit sandpapier. mit meiner rauchigen stimme könnt ich nun endlich mein erstes soul-album aufnehmen.

es geht mir unfassbar auf den senkel.

seit beginn des letzten herbstes liegt meine ganze familie im regelmäßigen wechsel flach. woran das liegt!? keine ahnung. echt nicht. das vom corona-wahnsinn geschwächte immunsystem haben wir doch schon im winter davor mit einer schönen grippe wieder aufgemöbelt.


das wird doch ein ganz entspannter tag


wenn mama krank ist, sind das doch die besten voraussetzungen für einen mega entspannten tag zuhause mit meinen beiden kleinen kindern. heute gehen sie nicht in die kita. wir werden also ganz gemütlich gemeinsam was malen, danach was leckeres zum mittag essen und dann alle 3 in einen ausgedehnten mittagsschlaf fallen. wenn wir aufwachen, schauen wir uns - in eine dicke kuscheldecke eingemummelt - einen tollen film an.

hmm, genau. denkste! die zeiten sind vorbei!

die kinder sind topfit und ihre batterien sind - wie gewohnt - bis zum anschlag aufgeladen. aber hey, was soll’s. wenigstens sind es nicht sie, die sich nicht so gut fühlen, sondern ich. damit komm ich gut klar. 


als ich noch keine kinder hatte, wäre ich einfach im bett geblieben oder hätte es höchstens bis auf’s sofa geschafft. aber das war’s dann auch. das sieht heute natürlich ganz anders aus. mein mann arbeitet bis abends und ist schon los. da muss ich ran. ob ich mich danach fühle oder nicht. also, let’s go!



ein bisschen routine tut uns allen gut


jeder einzelne unserer tage beginnt im badezimmer. waschen, anziehen, fertig. so auch heute. der tag startet vielversprechend. die kinder machen echt gut mit. mein sohn schafft das alles schon allein und meine kleine tochter hört auf’s wort. ok, meistens.

hoffentlich bleibt das so. bitte bitte!
unser frühstück geht auch noch ziemlich entspannt über die bühne. es fällt nix um, keiner schreit, beide kinder löffeln ganz vorbildlich ihr müsli aus den kleinen bunten schüsselchen. 



dienstags ticken unsere uhren anders


doch heute ist dienstag. dienstags lernt mein sohn schwimmen. der unterricht dauert zwar immer nur eine halbe stunde, aber in den letzten 4 wochen war 3 mal die heizung kaputt oder abgeschaltet. mal war das gesamte schwimmbad kalt, mal das wasser.

die kinder bewegen sich ja sowieso viel, also interessiert es sie weniger, wie warm oder kalt es ist. bei mir sieht das schon anders aus. ich bin eher so typ thermalbad. ab 34 grad wassertemperatur fühl ich mich ganz wohl. ganz besonders, wenn ich mich kränklich fühle. so wie heute.

es geht mir echt beschissen. das problem ist aber: ich kann doch meinem sohn nicht seinen geliebten schwimmkurs verweigern, nur, weil ich nicht fit bin. und viel geld kostet der ja dazu auch noch. also, gehen wir! 

cool, ist gar nicht viel los


gesagt, getan. 

das schwimmbecken ist zweigeteilt und der kursbereich durch eine rot-weiß markierte kette vom freizeitbecken abgetrennt. im lernbereich haben 6 kinder aus dem schwimmkurs also den gleichen platz wie nebenan 25 planschende kinder mit ihren mamas, papas oder nannys. na prima. viele schöne körper auf engem raum. genau mein ding! aber heut war alles anders. 

mein sohn läuft die treppe hinter den umkleidekabinen hoch in richtung duschen und badebereich, schaut zur seite und hüpft freudig in die luft. mama! es sind gar keine leute im wasser. heute haben wir ganz viel platz!

wow! cool, dachte ich. da können wir uns ja endlich auch mal ein bisschen bewegen. also gingen wir duschen und freuten uns dann auf’s schwimmbecken. mein sohn steckt den ersten fuß ins wasser und erschrickt. ES IST EISKALT!


maximale selbstkontrolle


das kann doch nicht deren ernst sein! ich konnt’s nicht fassen. 

aber gut, jetzt sind wir da - also geht einer von uns nun zum schwimmkurs und ich drück die daumen, dass seine schwester heut auch keinen bock auf das eisbad hat. ich hatte glück - teilweise. sobald das wasser ihre hüften berührte, war der spaß vorbei. gut! ins tiefe becken müssen wir heut schonmal nicht. puh!


aber es gibt ja noch den kleinkind-planschbereich mit wasserfall und fontänen, die so schön weit spritzen. da will sie hin! awesome! alles für mein kind!

ich schaff’s gerade so, mich auf den wadenhohen beckenrand zu setzen und die füßchen ins wasser zu stellen, ohne zu erfrieren. die ganze zeit muss ich mich konzentrieren, nicht zu husten. es klingt wirklich schlimm und ich will nun nicht auch noch die aufmerksamkeit der anderen badegäste auch mich ziehen, die sich ebenfalls maximal bis an den beckenrand rantrauen.


ich schau immerzu, dass ich ein wenig abstand halte und rutschte von hier nach da. es war wirklich unangenehm. meine tochter hatte, gott sei dank, auch nur etwa 7 minuten freude an dem spaß und wollte dann raus.


shake it, baby


also organisieren wir uns unsere handtücher und wickeln uns fest darin ein. schön! es wird langsam wärmer. nun sitzen wir da, eng aneinander gemummelt, und schauen ihrem großen bruder beim schwimmkurs zu.

er tut mir leid. ich mein, er ist ein halber wikinger und friert wirklich spät, aber ich glaub, DAS stört ihn dann doch auch. er zieht durch! mein starker junge! und ich merk plötzlich, dass meine tochter auf meinem schoß wackelt. warum wackelt sie denn?

wow - ICH bin das. ich hab schüttelfrost.
im schwimmbad.
kann es denn noch besser kommen!?

der unterdrückte husten macht mir das reden schwer und die stimme ist sowieso bald weg. sowas dummes, krank ins schwimmbad zu gehen. ins schwimmbad mit kaputter heizung.

ich weiß, ich hätte es wahrscheinlich lassen sollen, aber meinen stolzen sohn mit seinen funkelnden rehaugen nach seinem kurs in den arm zu nehmen und zu hören, dass seine lehrerin ihn gelobt hat, weil er schon einen ganz tollen beinschlag drauf hat - das ist’s mir einfach wert. 


alles für meine kinder


ich versuche, alles für meine kinder möglich zu machen, was geht. heute hatte ich nur die beiden optionen gehen oder nicht gehen. es gab niemanden, der alternativ mit ihm hätte fahren können, also hab ich’s gemacht. 

in den letzten 4 jahren, meinen bisherigen 4 jahren als mama, hab ich gelernt, dass ich als  mama funktioniere, wenn ich muss. ich ertrage alles. wirklich alles!


wenn meine kinder krank sind, kümmer ich mich um sie.
wenn mein mann krank ist, kümmer ich mich um ihn.
wenn ich krank bin, schau ich nach den kindern und dann nach mir.

es geht einfach nicht anders. mein mann arbeitet und versorgt unsere familie. er kann nicht immer weg, wenn es für mich grad bequem wäre. und wir haben ja auch ganz bewusst die entscheidung getroffen, dass ich zuhause arbeite - also auch mit den kindern.

ich weiß, ich sollte mich auch ausruhen können, wenn ich krank bin, aber das mach ich, wenn die kinder abends schlafen. und es ist ja auch nicht so, dass mein mann nach hause kommt, sich auf’s sofa setzt und keinen finger mehr rührt. sobald er da ist, kann ich aufgaben [ oder kinder ] an ihn abgeben.


und irgendwann werd ich auch mal wieder zeit ganz für mich allein haben, wie ich es in meinem artikel 
manchmal würd ich gern …” erzähl, oder einfach im bett liegen bleiben, wenn ich mich nicht so toll fühl. ganz bestimmt. träumen darf man ja mal. bis es soweit ist, geb ich alles für meine kinder, für meine familie, auch, wenn’s wehtut.


One Reply to “mit schüttelfrost im schwimmbad”

  1. hallo meine liebe franzi,

    danke für den wunderbaren artikel! ich hoffe, dir geht’s wieder besser! 🙂

    ja, so geht’s den meisten mamas, würde ich mal sagen! über ihre grenzen gehen und das unvorstellbare hinbekommen, alles zum wohl unserer liebsten, ausnahmslos und immer und immer und immer…
    unglaublich überhaupt, zu was frauen in der lage sind, wie viel sie aushalten und wie stark sie sein können. Ich selbst hab das auch erst bewusst wahrgenommen, als ich selbst ein kind hatte.

    ein hoch auf alle frauen, verdammt nochmal!

    nichtsdestotrotz, ich möchte allen mamas mut machen, TROTZ der bedingungslosen und überhaupt größten liebe zu unseren kindern, sich selbst eben nicht immer in den Hintergrund zu stellen. auch die kleinen können schon anfangen, zu lernen, dass sie eben nicht immer alles haben können, dass nicht immer alles möglich oder machbar ist, dass verlieren gar nichts schlimmes ist, und dass, wenn mama krank ist, die fahrt ins schwimmbad ausfallen muss, punkt.

    haha, das sagt sich so leicht, ich wäre für meinen kleinen höchstwahrscheinlich auch mitgefahren, keine frage! aber, das ist es eben, was ich meine! wir neigen dazu, uns selbst im mama-sein restlos zu verlieren.

    Ich habe diesen Bericht „Wir brauchen Mütter, die ihre Grenzen kennen“ entdeckt, er spricht heftige tabus an und allem stimme ich so nicht vollends zu, aber er ist dennoch höchst interessant und trägt so manche wahrheiten in sich.

    https://www.sueddeutsche.de/leben/regretting-motherhood-wir-brauchen-muetter-die-ihre-grenzen-kennen-1.2439821

    noch eine kleine story dazu:

    also ich hab ja gefühlt ständig rückenschmerzen (ja, ich sollte mehr sport machen, ich weiß) und neulich war’s mal wieder besonders schlimm.

    Mein Sohn Finley (2,5 jahre alt) wollte auf meine Schultern genommen werden, und ich habe ihm erklärt, dass es nicht geht wegen meines rückenaua’s. natürlich könnte er das nicht verstehen, hat „menno“ gesagt und eingeschnappt mit dem fuß aufgestampft, etc.

    2 tage später, als ich ihn aus der kita abholte, schaute er mich lieb an und fragte mich, währenddem er mir sanft über den rücken streichelte: mama, ist dein rücken-auweh jetzt wieder besser?“

    Das hat mir gezeigt, dass so viel mehr hängenbleibt bei den kleinen, als wir das oft annehmen, und dass solche „Abweisungen“ durchaus richtig eingeordnet werden. sie merken, dass die mama auch gefühle hat, und lernen dabei.. hm wie soll ich das sagen.. ein kleines bisschen menschlichkeit?

    franzi, ich freu mich auf den nächsten bericht und hey.. das kleinschreiben fetzt irgendwie!

    liebste grüße von stefanie

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