endlich ruhe!
wie ich mich danach sehne, einfach mal nichts tun zu müssen
den ganzen vormittag lang hab ich die daumen gedrückt.
dafür, dass wenigstens eines meiner beiden kinder heute mal einen schönen ausgedehnten mittagsschlaf macht. und dafür, dass ich zeit bekomme zum schreiben - und für andere sachen, die sonst wieder einen tag länger liegen bleiben würden. ich hab glück: meine tochter [1] schläft. mein sohn [3] hat schon lange keine lust mehr auf mittagsschlaf. er baut sich, ein paar meter von uns entfernt, im wohnzimmer eine neue lego-fantasieweit auf. endlich ruhe!
geh doch mal spazieren
ich hab schon so oft gelesen, auf anderen blogs oder in ratgebern, dass ich einfach mal eine stunde spazieren gehen soll und schon hab ich tonnenweise neue energie. ja, das mag sein und hey, es stimmt auch wirklich. ich hab es ausprobiert. aber eine stunde spazierengehen bedeutet eben auch eine stunde zeit haben. eine stunde, 60 oder mehr ganze minuten, zeit haben, um papierkram und legosteine liegen zu lassen. um einem podcast zu lauschen oder einfach nur der natur, oder den autos auf der straße.
noch vor ein paar wochen konnte mein zweites kind, meine kleine tochter, nicht laufen. sie war gern in ihrem kinderwagen und hat von dort aus das treiben um sie herum beobachtet. gut, das macht sie auch heute noch, aber die ersten paar hundert meter möchte sie erstmal selbst erkunden und flitzen. da gehen von “meiner” stunde schon ganz schön viele minuten drauf. es gibt auch tage, an denen sie schläft und schläft und schläft und ich mich mit dem wagen in unserer bergauf-bergab-umgebung schön auspowern kann. und andere tage, da schiebe ich sie stuuundenlang hoch und runter, schwitze wie ein schw*** und wenn ich dann ganz vorsichtig in den wagen schaue, grinst sie mich nur an.
wie soll man sich denn da erholen und den kopf frei bekommen!?
die kinder sind einfach oft zuhause
das leben mit kleinen kindern in der schweiz ist anders, als das leben mit kleinen kindern in deutschland. unser sohn ist 2019 in deutschland geboren und hat zu beginn der corona-panik damit begonnen, in die kita zu gehen. er war da genau 1 jahr alt und ging 5 tage die woche - von 9 bis 16 uhr. in sachsen, da wo ich herkomme, eine ganz normale sache. da geht jedes kind einfach volle wochen in die kita.
wir hatten uns damals für eine private kita entschieden, die in einer hübschen alten villa mit weitläufigem garten angelegt war. sie lag entlang meiner täglichen kinderwagen-spazierstrecke. ganz in der nähe unserer kita waren zwei andere kitas, ebenfalls auf meiner route. diese beiden einrichtungen waren gefühlt 5 mal so groß wie unsere und entsprechend laut. manche kinder kamen zum zaun gerannt und haben einfach mal losgeschrien - ob zu dem zeitpunkt in meinem wagen ein baby geschlafen hat, war da wirklich total egal. ich weiß, sie sind ja noch kinder.
ich ging nach hause und dachte mir nur: “nein, das will ich nicht für mein kind.” dann lieber das kleine häuschen mit schönem, grünen garten und dafür viiiel weniger kinder.
im gegensatz dazu bleiben zahlreiche mamas in der schweiz traditionell eher zuhause, sobald sie kinder haben. viele wollen das sicherlich auch, aber ich würde sagen, die meisten müssen einfach. kinderbetreuung in der schweiz ist ein luxusartikel. da musste ich mich ganz schön umstellen als ostdeutsche mama, die mit 5-tage vollzeitbetreuung groß geworden ist.
was soll ich nur tun?
als wir vor fast 2 jahren in die schweiz kamen, war ich gerade schwanger mit unserem zweiten kind. eine kita für unseren großen sohn [damals fast 2] zu finden, war für mich oberste priorität. wie viele tage wir uns leisten können, das mussten wir erstmal herausfinden. mein mann hat einen guten job und kann flexibel auf der ganzen welt arbeiten. ich hingegen wusste, dass ich nach meiner mama-pause nicht wieder in meinen job in deutschland zurückgehen wollte und auch konnte. ich durfte mein home-office nicht in die schweiz verlegen.
um es kurz zu fassen: ich bin heute immer noch in der mama-pause. nach 17 monaten. und ich mag meine freiheit sehr.
ich hab es einfach nicht über’s herz gebracht, mich wieder zu bewerben und wieder in einen bürojob zu gehen, der mich an feste zeiten fesselt und am ende des tages doch nicht glücklich macht. zudem haben wir uns dafür entschieden, dass die kinder für 3 tage in die kita gehen und 2 tage zuhause sind.
ich musste mich also auf die suche nach einer alternative machen. und die hab ich heute gefunden. es hat eine weile gedauert, aber heute bin ich mit meiner entscheidung sehr glücklich. ich kann ja schreiben, wann und wo ich will. und das beste daran: ich muss dabei überhaupt nicht reden.
ich will einfach mal meinen mund halten
ich bin gern mama. wirklich. ich wollte immer kinder haben. mindestens zwei, und wenn’s geht, dann doch bitte auch ein mädchen und einen jungen. gut, hat ja soweit prima geklappt. aber mein problem ist: ich bin eben auch super gern mal allein und hab meine ruhe. ich bin kein mensch mit riesen freundeskreis und ich telefonier auch nicht gern. mein mann, beispielsweise, kann stundenlang mit freunden facetimen. da hab ich einfach gar keine lust drauf. das gute daran: meine besten freunde auch nicht. puuuh! die kennen mich und nehmen es mir einfach nicht krumm, wenn sie mal eine weile nichts von mir hören. wenn es dann aber wieder mal so weit ist, ist es, als hätten wir uns gestern erst gesehen und plappern ohne ende.
nun hab ich aber zwei kinder. eines davon kann noch nicht sprechen, aber ihr möchte ich natürlich dies und das erklären, damit sie irgendwann lernt, zu sprechen. mein dreijähriger sohn hingegen spricht liebend gern. und viel. auf schwyzerdütsch. den ganzen tag lang. am abend kommt dann mein mann nach hause und will mit mir reden. ein teufelskreis.
huch, jetzt bin ich erschrocken.
mein sohn hat ein bisschen zu stark auf seinen legoturm gedrückt und der ganze bau ist eingestürzt. für ihn bricht gerade die welt zusammen. er schreit. meine tochter ist wach. nach 30 minuten. klasse. ich muss los!
das war's mit meiner ruhe. aber morgen ist ja wieder ein neuer tag. neuer tag - neue chance auf ruhe.