dumme mama!

wie meine kinder mich manchmal richtig traurig machen

heute hab ich geweint. in der kita meiner kinder.

unser tag hatte gut begonnen. anziehen und frühstück am morgen liefen vergleichsweise reibungslos und wir verließen das haus - wie immer - mit ein wenig verspätung, aber noch im rahmen. ich habe unseren morgendlichen ablauf in den letzten monaten ein wenig geändert. die kinder haben in unserer kita die möglichkeit, zu frühstücken, zwischen 8:30 - 9:00 uhr. wir haben das tatsächlich auch schon oft geschafft und die kinder haben es immer sehr genossen, mit ihren kleinen freunden gemeinsam ins brötchen zu beißen.



zeit für gespräche am morgen


sie schlafen schon immer sehr gut und durchaus auch mal länger und ich wecke sie aktuell noch nicht auf. unser sohn sagte dann vor einigen wochen, er möchte gern zuhause was essen, dann könne er in der kita direkt losspielen. unserer tochter ist es sowieso egal, wo, hauptsache es gibt was zu essen.

gesagt, getan.

wir frühstücken gemeinsam zuhause und nehmen uns zeit für ein paar gespräche, ganz ohne den morgendlichen stress. meistens ziehen wir es dann ganz schön in die länge und, da wir in die kita laufen können und das auch tun, kommen wir meistens zu spät.

ich weiß, nicht jeder kann es sich leisten, am morgen so viel zeit zu “verplempern”, aber wenn ich mich in meinem freundeskreis umschaue, dann merke ich, dass die meisten kinder echt früh schon wach sind und dann trotzdem ein wenig zeit für mama | papa-kind[er]-zeit bleibt.


eigentlich ein guter tag


wir zogen uns schal und jacken an und eigentlich war alles ganz entspannt. doch gerade als ich meiner tochter [18 monate] in ihre schuhe half, rief mein sohn mich um hilfe. er hatte probleme mit seiner jacke. ich sagte ihm, ich wäre sofort für ihn da, aber muss mich eben noch kurz um seine schwester kümmern.
“dumme mama!”
what!? 
ich ignorierte es. meistens hilft das.

in der kita angekommen, bat mich mein sohn darum, ihn doch bitte erst abzuholen, wenn auch sein freund - ich nenne ihn mal jonas - abgeholt wird. ich antwortete, dass ich das wohl nicht machen werde, da jonas immer erst kurz vor kita-schluss um 18:00 uhr abgeholt wird und mir das einfach zu spät ist.
 

zeit für mich


als kurz nach 9:30 uhr dann endlich beide kinder abgegeben waren [donnerstags gehen sie beide in die kita. mehr zur kita-situation in der schweiz gibt's im artikel “endlich ruhe!”], schlenderte ich fröhlich meinen “freien” tag planend nach hause. heute kann ich richtig was schaffen!

ich ging über die mittagspause mit einer freundin zum sport, machte mir ein schönes essen, wusch wäsche, sortierte rechnungen und arbeitete an meinem blog und meiner website. ein paar technische sachen funktionierten nach 2 stunden tüfteln und tutorialanschauen immer noch nicht und es nervte mich ganz schön, aber trotzdem: es war ein recht produktiver tag. 

also lief ich ganz frohen mutes um 17:15 uhr in die kita. es war schon dunkel, knusprig kalt und ich freute mich auf meine kinder, ihr lächeln und eine umarmung. 
doch es kam alles anders.



warum, mama? warum?


mein sohn sah mich, rannte auf mich zu. “mamaaa!”. es sah aus, als wollte er mich umarmen, doch - nein - er schubste mich mit viel kraft [er hat viel kraft für seinen kleinen körper!], sodass ich einen ausfallschritt nach hinten machen musste.

“warum bist du nicht mit jonas gekommen?
ich hab dir doch gesagt, du sollst mit jonas kommen! geh wieder!” 

er war völlig aufgelöst und weinte nur noch.

das hatte ich nicht erwartet. darauf war ich nicht vorbereitet. ich war platt, drehte mich um und setzte mich auf die kleine bank im umkleide-vorzimmer. ich saß ganz ruhig da, aber meine kinder ignorierten mich völlig. beide. sogar meine kleine tochter, für die ich ihre ganze welt bin. dann klopften dicken tränen an meine augen und ich ließ sie raus. ich verließ die kita und ging raus ins treppenhaus, damit meine kinder mich nicht weinen sehen, doch als ich wenig später zurückkam, sahen sie meine roten augen und mein sohn wusste sofort, was los war.

mama ist traurig. er weinte wieder.


reden hilft immer


wir saßen eine ganze weile einfach so da - nebeneinander. und sagten nichts. als ich dann das gefühl hatte, dass er sich beruhigt hat, fragte ich ihn, ob er weiß, warum die mama traurig ist?
“weil ich dich geschubst hab.”
“ja, das stimmt.”
“und weil du nicht mit jonas gekommen bist.” er weinte wieder. 
“aber ich habe dir doch heute morgen gesagt, dass ich nicht mit jonas’ papa kommen kann, weil mir das zu spät ist.”
er weinte einfach. 

nun brach mir mein mama-herz gleich nochmal. er konnte einfach nicht aufhören, zu weinen. weil er traurig war. und weil ich traurig war. so viel traurigkeit in seinem kleinen herzen. ich tat, was ich [und mein mann auch, das ist uns echt wichtig] immer tue, wenn ich mit ihm geschimpft habe oder er einfach traurig ist: ich nahm ihn ganz fest in den arm und sagte ihm, wie sehr und von ganzem herzen ich ihn liebe. egal, was ist und egal, was kommt. ich liebe ihn. 
er drückte mich ganz fest, wir zogen uns fertig an und liefen hand in hand nach hause.


 

es lohnt sich


auch, wenn es für mich ein gefühlsmäßig turbulenter tag war - er hatte auch seine guten momente. und an genau die möchte ich auch morgen noch denken. das waren die erlebnisse, die mich glücklich gemacht haben, in denen ich gelacht habe. in denen ich frei war. in denen ich liebe gespürt habe. das sind die momente, die mir die kraft geben, auch die anstrengenden zeiten mit erhobenem haupt hinter mir zu lassen. es ist nicht einfach, aber es lohnt sich immer wieder.

wie gehst du damit um, wenn dein[e] kind[er] dich beschimpfen und du das gefühl hast, alles falsch zu machen?  

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