bye bye, kita!

mein sohn wird alt.

ich mein, er ist jetzt schon ein schulkind.
mit 4.

nein, er ist kein wunderknabe [also gut - für uns eltern natürlich schon haha]. aber in der schweiz heißt man “schulkind”, wenn man 4 jahre alt ist und offiziell den kindergarten gestartet hat.



kita, kindergarten - ja, wie heißt’s denn nun!?


mit meiner familie und freunden in deutschland gibt es oft kurze missverständnisse bei der wortwahl. haben wir doch die kita, als er 2 jahre alt war, schon als kindergarten bezeichnet [mehr dazu findest du auch bei endlich ruhe!].

hier in der schweiz ist es ein wenig anders: babies und kleinkinder sind entweder zuhause - mit einem elternteil, einer nanny oder einem au-pair - , gehen in eine spielgruppe oder eine kita. wir haben da ja auch schon einiges ausprobiert, wie ich in ich brauch hilfe, sagt mein mann. und mein leben mit au-pair schonmal berichtet hab.

eine 1. große entscheidung


wenn die kinder dann bis zum sommer [aktueller stichtag: 31. juli] ihren 4. geburtstag feiern, dürfen ihre eltern für sie entscheiden, ob sie zu beginn des neuen schuljahres am ende des sommers in den kindergarten gehen werden. also in die vorschule.


der letzte kanton mit freier wahl


der kindergarten dauert in der schweiz 2 jahre.
mit dem 6. geburtstag kommen die kinder dann - wie auch in deutschland - in die primarschule [grundschule]. hier gibt es einige, wenige ausnahmen: wenn die kindergartenlehrperson und auch die eltern das gefühl haben, es ist noch zu früh und ihr kind ist noch nicht ganz bereit für den großen schritt in die schule, dann kann man den kindergarten auch nochmal um 1 jahr verlängern.

wir, im kanton schwyz [
die schweiz. ein leben wert?] sind auch in der glücklichen lage, der letzte der 26 schweizer kantone zu sein, in denen nur 1 jahr kindergarten pflicht für die kinder ist. in den 25 anderen kantonen müssen alle 4-jährigen für 2 jahre in die vorschule.


die zeit war reif


für uns war es gar keine große überlegung, ob wir noch warten oder unseren sohn für den kindergarten anmelden sollten. er ist ein fitter, cleverer junge und war einfach so weit. er wollte es auch selbst und sagte uns schon unzählige male, dass er keine lust mehr auf kita hat und sich langweilt. 


leider war es in seinem fall so, dass die kinder, die in seinem „spiel- und freundeskreis“ waren, allesamt in den kindergarten gewechselt sind, als er 3,5 jahre alt war. er aber blieb noch in der kita. und mit ihm alle anderen kleinen kinder - im alter seiner schwester. also 2 jahre alt oder sogar noch jünger. 


oft hat er sich nur noch gelangweilt und uns auch davon berichtet, wie öde die tage sind.

der altersunterschied zu den anderen kindern war zwar mit 1-2 jahren nicht wirklich groß, aber - sind wir doch mal ehrlich - die interessen von 1-jährigen sind schon bissl anders gelagert, als die von 3-jährigen.



klare zeichen


er wollte plötzlich wissen, wie zahlen und buchstaben aussehen. wollte ausschneiden, aufkleben, fragen beantwortet haben.
da unsere kita zu der zeit gut bestückt war mit lehrpersonen, konnte sich jeden tag, den er da war, jemand für ihn zeit nehmen. also saß er oftmals mit im kita-büro, erfuhr, was die kitaleiterin am computer alles so machte, bekam blätter zum ausmalen oder buchstaben zum schneiden ausgedruckt.

er hatte freude.

aber ausgelastet war er nicht.

und was macht ein 3-jähriger junge, wenn er dauerhaft langeweile hat?

na?

genau.

quatsch.
er macht quatsch.

wir stellten mit der zeit fest, dass er ein wenig unausgeglichen wurde. unzufrieden und nicht ausgelastet.



mamas entertainment hat grenzen


am abend schlief er nicht mehr so gut ein, seine zündschnur wurde kürzer und die kleinste auseinandersetzung, die meistens nicht mal eine war, wurde zum konflikt. ok -  nicht immer, aber schön öfter, als vorher. es war auffällig.

wir versuchten natürlich, ihn aufzufangen, so gut wir konnten.
ich ging mit ihm an die frische luft, wir machten ausflüge, wenn er nicht zur kita ging, malten, puzzelten oder spielten mit seinen geliebten matchbox-autos.

aber, was ich auch versuchte und unternahm - und das hat sich bis heute nicht geändert - ich kann ihn einfach nicht so auspowern, wie ein 9-stunden-tag in der kita das kann. ich kann es nicht, weil ich nicht den ganzen tag spielen möchte und auch, weil ich im und um’s haus herum einfach noch einen hintern voll andere to do’s hab.


3, 2, 1, …


wir zählten die wochen und monate, bis denn endlich der kindergarten begann. bis unser sohn eeendlich wieder richtig was zu tun hatte und gefordert war. bis endlich wieder aufgaben auf ihn warteten, über die er wirklich nachdenken musste. neue kinder in seinem alter, neue freunde, neue gesichter.


die 1. langen sommerferien


nachdem er zum wiederholten male unter tränen das haus in richtung kita verließ, entschlossen wir uns dazu, ihn nicht länger zu “quälen”. wir nahmen ihn raus und gönnten ihm ein paar wochen “erholung” zuhause, bevor der neue ernst des lebens beginnen sollte. seine 1. langen sommerferien und für uns nebenbei die chance, ein paar tausend franken zu sparen. win-win. oder!?

da war er nun.
jeden tag zuhause.
er freute sich.
für mich war’s anstrengend - hatte ich mir doch gerade eine halbwegs umsetzbare routine aufgebaut, in der ich kinder, haushalt und meine eigenen projekte unter 1 hut bringen konnte.


[zu] lange tage


dir ist ja sicher aufgefallen, dass mein blog seit dem sommer recht brach lag und liegt. doof find ich das - richtig beschissen. da bin ich ganz ehrlich. ich genieße das schreiben. es befreit mich und ich freue mich jedes mal wahnsinnig über all euer feedback, wie sehr euch meine erfahrungen doch helfen oder ermutigen, selbst was zu ändern oder durchzuziehen.

dass ich nun am abend, nach kompletten tagen kinderbetreuung, nicht mehr die energie finden konnte, noch zu schreiben, machte mich wahnsinnig. und traurig. wieder versagt. ein bekanntes gefüh
l -
wenn traurigkeit den tag bestimmt.

aber gut - so ist es nun mal. und, wenn die kraft am ende ist, dann ist sie eben am ende. meine kinder sind meine priorität und, wenn sie meine aufmerksamkeit brauchen, müssen andere dinge eben ruhen.


wie immer: alles nur eine phase


das gute ist ja auch: keine phase hält für immer. alles hat 1 ende [nur die wurst hat 2].

der sommer kam und somit auch der schulanfang.
hier in der schweiz wird der eintritt in den kindergarten als schulanfang bezeichnet. was bedeutet das für mich?


zuckertüte und luftballons


richtig!

am morgen seines 1. “schultages” lief er - wie jeden morgen - in richtung frühstückstisch. doch an diesem morgen war etwas anders. überall bunte ballons auf dem boden. und auf dem tisch buntes konfetti, ein neuer rucksack, turnbeutel, lunchbox - und - eine kleine zuckertüte.

seine augen strahlten. ich wollte, dass dieser tag etwas besonderes für ihn wird. und ich hatte es geschafft. 


“wow. danke mama für die schönen sachen.” 


es kam von herzen. das konnte ich ganz fest spüren. mein junge wird groß. heut geht’s los.


wieder “klein”


mein mann und ich brachten ihn gemeinsam in den kindergarten, wo er zum 1. mal auf seine neuen kollegen traf. zum schnuppermorgen ein paar wochen zuvor waren wir leider im urlaub, weswegen sein 1. kindergartentag auch wirklich der 1. tag war, an dem er alle neuen kinder traf.

im kindergarten hier in der schweiz lernen immer 2 gruppen gemeinsam - die “kleinen” und die “großen”, wobei die großen diejenigen kinder sind, die bereits im 2. kindergartenjahr angekommen sind.

die “großen” waren an unserem 1. morgen bereits da und bildeten das begrüßungskommittee für die “kleinen”.
unser sohn kannte bereits 1 oder 2 jungs aus seiner alten kitazeit und somit hatte er gleich jemand bekanntes, neben den er sich setzen konnte. der start fiel ihm somit leicht. uns hätte es also gar nicht gebraucht - händchen halten müssen wir bei ihm sowieso nicht. er macht die dinge eh am liebsten allein.


aufpassen erlaubt


aber ja, ich als mama möchte an einem so wichtigen tag natürlich gern dabei sein und stolz auf meinen sohn schauen.

wir eltern hielten uns auch die ganze zeit im hintergrund und hörten gespannt zu, was die beiden lehrerinnen [unser sohn hat 2 lehrerinnen, da beide in teilzeit arbeiten und sich die woche aufteilen] zu erzählen hatten.

irgendwann, nach ein paar liedern und allerlei erzählungen und vorstellungen, durfte nun endlich das kindergartenzimmer erkundet werden. endlich spielen!

wir konnten unserem sohn die erleichterung über die erlaubnis, sich endlich frei bewegen zu dürfen, sichtlich ansehen.



so viel neues zu entdecken


er lief zur “bauecke”, in der kleine baumeister große bauwerke entstehen lassen können. oder sich in einem hitzigen moment die weichen stoffbausteine auch mal über den kopf ziehen.

er schaute sich auch das regal mit den lern- und brettspielen an. oder die instrumentenecke mit allerlei trommeln, rasseln oder pfeifen.

auch eine “familienecke” hat es. die hat er aber recht schnell als nicht ganz so interessant identifiziert. da fühlen sich die meisten mädchen wohl. es gibt ein kletterhaus mit verschiedenen puppen, kinderwagen, küche und kuschelecke. langweilig also …

er spielte schön - für uns eltern das zeichen, uns langsam zurückzuziehen.
wir verließen den raum und gaben den kindern noch eine weile zeit mit sich selbst.



endlich wieder routine [für das kind]


ab dem 2. tag war das ganze schon fast routine.

“darf ich heute allein zum kindergarten laufen?”
“äh … ok.”

so lief das von nun an. selbst ist das kind.

ich muss dazu erwähnen, dass sein schulweg suuuper schön und wirklich sicher ist. von unserem quartier [wohnviertel] aus, läuft er mit vielen anderen kindern auf einem von der straße abgegrenzten fuß- und radweg und muss die straße nur 1 einziges mal überqueren - und zwar direkt an der schule. über einen dicken, fetten zebrastreifen, an dem die meisten autofahrer von ganz allein anhalten. ausnahmen ausgenommen. aber das ist ein anderes thema.


eine neue findungsphase [für die eltern]


wie so vieles mit kindern in der schweiz ist auch die planung für die betreuung während der kindergartenzeit eine kleine herausforderung für uns eltern.

unser sohn geht im 1. jahr für 5 halbtage in den kindergarten. immer schön abwechselnd - mal morgens bis mittags, mal nach dem mittag bis nachmittags um 3.

nun haben wir als eltern 2 möglichkeiten:

- entweder wir füllen die übrige zeit, in der er “nix” zu tun hat, mit betreuungsangeboten aus der schule auf
oder
- unser kind ist jeden tag für 1 halben tag zuhause und kommt auch immer nach dem kindergarten zum mittagessen heim.

wie du uns schon aus
ich brauch hilfe, sagt mein mann. kennst, probieren wir gern mal alle möglichen optionen aus. auch in diesem fall.

eine gute lösung, oder?


betreuung in der schule ist doch super. ältere kinder, neue kontakte, schöne beschäftigungen - das wird ihm sicher gefallen. da kann er wieder viel neues lernen.

ich kürz mal ab: er ist mittlerweile nicht mehr in der betreuung. es hat ihm nicht gefallen. er hat viel geweint - ungewöhnlich für ihn. irgendwas muss mal passiert sein, aber er konnte uns bisher nicht sagen, was genau.
wir haben in gehört und ihn aus der betreuung abgemeldet. 

also doch option nummer 2. gut, dass ich von zuhause aus arbeite und eigentlich immer da bin.

er ist also an seinen freien vormittagen zuhause und auch ab mittag, wenn der kindergarten vorbei ist. ja, die zeit für meine persönlichen projekte ist wieder kürzer geworden und ich musste mich wieder neu organisieren. und schon wurde die blog-pause wieder ein bisschen länger als ursprünglich geplant.

wie ich ihn trotzdem beschäftige, auch ohne viel auf dem boden sitzend mit ihm zu spielen, erzähl ich dir in einem meiner nächsten artikel. bleib dran!

heute, ein gutes halbes jahr nach seinem 1. “schultag”, kann ich sagen, dass unser sohn vollends im neuen alltag angekommen ist. und wir auch.


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