du schaffst das!

kindheit heißt erinnerungen


in einer der, für mich, schönsten erinnerungen aus meiner kindheit, laufe ich mit meinem vater ins 2 km entfernte nachbardorf - bepackt mit heißem tee, was leckerem zu essen, schneeschippen, schlittschuhen und eishockeyschlägern. 

als ich aufwuchs, im osten deutschlands der jungen neunziger, waren die winter seeehr laaang und seeehr kalt. da waren große seen noch ohne probleme zugefroren. ob wirklich jemand offiziell darüber nachgedacht hat, ob die seen dann auch wirklich fest genug waren, um darauf sicher eis zu laufen? ich möchte das bezweifeln. aber gut, wir haben es gemacht. und ich würd es wieder tun. und genau darum geht’s!




draußen ist’s am schönsten


es gab insgesamt vielleicht 2 dutzend kinder in unserem dorf. wir kannten uns alle. natürlich kann man nicht mit jedem bff sein, also haben wir uns auch mal in den umliegenden nachbardörfern umgeschaut.

ich hatte nie den größten, aber dafür einen sehr treuen freundeskreis. wir haben uns fast jeden tag nach der schule gesehen - mal hier, mal da. 

das dorf war klein und die eltern machten sich wenig sorgen, dass uns was passieren könnte. fast unsere gesamte kindheit spielte sich draußen ab. wir trotzten wind und wetter. rannten durch wälder und über felder. schlichen durch maisfelder und schnitten uns die arme an den scharfen blättern auf. liefen im schneesturm durch’s gesamte dorf zum steilsten rodelhang oder radelten über stock und stein. es war nie langweilig.



meine kinder sollen's auch so schön haben


auf dem zugefrorenen see schoben wir mit den schippen ein rechteckiges spielfeld frei und duellierten uns im eishockey. der eine konnte es besser, als der andere, aber das störte nun wirklich niemanden.
ich war meist die jüngste. mir war’s egal. ich war ein teil von ihnen und konnte was lernen. das fand ich einfach toll.

ich wünsche mir, dass meine kinder dieselben unvergesslichen erfahrungen machen können. ein teil von etwas sein können. mit anderen draußen spaß haben. lernen.

zum glück denkt mein mann da in die gleiche richtung. und beide kinder sind sehr aktiv und wissensdurstig. also sagten wir uns, sie sollen alles erlernen dürfen, was sie wollen.


unter druck entstehen nicht immer diamanten


eine sache mussten wir als eltern aber erst lernen: wir kauften unserem sohn sein erstes fahrrad im april letzten jahres. er war kurz vorher mit seinem heiß geliebten laufrad bergab gestürzt, weil er sich immer mehr zutraute, das laufrad aber keine bremse hatte und seine füße die geschwindigkeit nicht mehr verlangsamen konnten.

also stiegen wir um auf ein fahrrad. mit bremse. wir dachten, er wäre total motiviert und könne es kaum abwarten, drauf zu steigen und loszufahren. also gingen wir üben. gleich beim ersten versuch stieg er auf und fuhr los. er tritt 5 mal in die pedalen und dann endete der weg. wie er bremsen kann, das konnte er noch nicht koordinieren. also stürzte er. nun dachten wir, ok, wenn du vom pferd fällst, musst du sofort wieder drauf. sonst hast du für den erst deiner zeit angst vor dem gaul. gesagt, getan. denkste! er hatte angst. 

wir haben versucht, ihn zu überreden: “schau, du bist gleich beim ersten mal schon richtig gefahren. du hast das so gut gemacht. probier es gleich nochmal! du schaffst das!" nein, er wollte nicht. er hatte angst. und weinte. ich war enttäuscht. 

am abend konnten wir nicht glauben, wie blöd wir uns angestellt haben. warum setzten wir ihn so unter druck? lassen wir ihn doch selbst entscheiden. es ist doch wie laufen lernen. irgendwann stehen sie auf und laufen los. genauso muss das doch auch beim radfahren sein. wenn er soweit ist, wird er schon aufsteigen und losfahren. 


das klingt für dich jetzt schon alles viel zu stressig und du bist ganz erschöpft? dann schau dir meinen artikel “manchmal würd ich gern …” an. darin erzähl ich dir, was ich mache, wenn mir alles mal zu viel wird. 



in deinem tempo


wir stellten das fahrrad also in unseren schuppen, nahmen es aber bei jeder gelegenheit mit. vielleicht hatte er ja lust. nein, er hatte keine lust. 3 monate lang nicht. wir nahmen das fahrrad trotzdem mit zum spielplatz oder auf unseren ausflug. 

und der tag kam: wir fuhren zu unserem lieblingsspielplatz, packten alles aus dem kofferraum aus, stellten das fahrrad auf den rasen und plötzlich … plötzlich war es weg. unser sohn war da, setzte sich seinen helm auf und lief mit seinem radl los. dann sah ich nur noch von weitem, wie er sich draufschwang und los radelte. 

wir konnten es nicht fassen. unser stolz kaum zu beschreiben. er hat es geschafft. ganz allein. zu seiner zeit. in seinem tempo. ohne druck. 
seit diesem tag bewegt er sein fahrrad jeden einzelnen tag. 



für jede jahreszeit eine herausforderung


nun ist winter und das rad hält seit seinen wohl verdienten winterschlaf. also brauchen wir was neues zu tun. ich war ja mit meinem vater eislaufen, hockey spielen. und bei unserem lieblingsspielplatz wurde für den winter eine kunsteisbahn angelegt. wunderbar, dann ist das entschieden: wir gehen eislaufen.
 
ich hab damals mit gleitschuhen begonnen. also fingen wir auch bei unserem sohn so an. er leckte direkt blut und wollte weitermachen. ok, er bekommt richtige schlittschuhe. gott sei dank wachsen kinderschlittschuhe auf etwa 5 schuhgrößen mit. damit es sich auch richtig lohnt. und was soll ich sagen? wir gehen fast jeden sonntag eislaufen und er liebt es.


nun sind ja seine gleitschuhe “übrig”. bevor sie schlecht werden, stellten wir vergangenes wochenende unsere tochter drauf. sie ist jetzt 18 monate alt. warum nicht!? natürlich wackelt alles noch, aber solange sie uns dabei anstrahlt und freude hat, machen wir weiter. 

wir freuen uns jetzt schon auf den nächsten schnee, rodeln und skifahren. wir werden unsere kinder bei jeder einzelnen ihrer neuen herausforderungen begleiten und für sie da und stolz sein. wir wissen, sie schaffen das.

ich bin dankbar für meine wundervollen kindheitserinnerungen, aber noch viel dankbarer dafür, dass ich sie nun endlich an meine eigenen kinder weitergeben kann. sie geben ihnen so viel freiheit, vertrauen und selbstständigkeit. vielleicht denken sie irgendwann ähnlich und machen das gleiche mit ihren kindern. ganz in ihrem eigenen tempo. wie schön wäre das!?

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