was sich neckt, …

wie meine kinder manchmal nicht mit, aber niemals ohne einander können.

fangen wir mal bei mir an: 

ich selbst bin einzelkind.
ich hab keine geschwister.

alle meine spielsachen gehörten immer mir ganz allein. auch mein essen. und meine kleidung. mein zimmer und meine schaukel im garten. und meine eltern. meine eltern gehörten mir ganz allein. ich musste sie nie mit irgendjemand anderem teilen.

meine kindheit war traumhaft schön und ich hab so gut wie nur gute erinnerungen daran. in meinem artikel “
du schaffst das!” hab ich ja schon mal ein bisschen anklingen lassen, an welche unvergesslichen erlebnisse mit meinen eltern ich mich noch erinnern kann. sport. ausflüge. reisen. feste und und und.

ich hatte es einfach. und dann auch wieder nicht.


allein, allein


spielen musste ich zuhause immer allein. awww …
wenn es mir schlecht ging, musste ich es mit mir selbst ausmachen. mit den eltern will man dann ja doch nicht unbedingt über alles reden, was einen als jungen menschen so fertigmacht.

ich hab es ja nie anders gekannt, also hab ich gelernt, allein zu sein und mich mit mir selbst zu beschäftigen. gelangweilt war ich eigentlich selten. und ja, wenn ich draußen war, hab ich auch viel zeit mit meinen freunden aus dem dorf verbracht.

also, es war ziemlich ok. und trotzdem: mein ganzes leben lang hab ich schon einen ganz ganz großen traum.


träumen darf man ja


wer mich gut kennt, der weiß, was jetzt kommt. ich lass das tatsächlich gern mal gucken.

mein ganzes leben lang wünsch ich mir schon:

einen großen bruder.

hahaha - jaaa, träum weiter. du spinnst doch!

aber nein, das war immer mein traum. und natürlich weiß ich, dass er nicht mehr in erfüllung gehen wird. die erkenntnis hab ich dann spätestens mit der trennung meiner eltern erlangt. besser spät als nie - immerhin.

als ich wusste, dass ich niemals geschwister haben würde, hab ich mir einen neuen traum zugelegt. vielleicht hat sich meiner auch einfach nur umgewandelt.



einzelkind adé


ich wollte selbst kinder haben. und zwar mehr als 1.

meine kinder sollten niemals allein sein müssen, wenn sie das nicht wollen. ich wünschte mir, dass meine eigenen kinder immer jemanden an ihrer seite haben, der sie durch ihr leben begleitet und in dessen schulter sie weinen können, wenn die eltern zu doof sind.

träume sind ja zum träumen da und

die möglichkeit, dass träume wahr werden können, macht das leben erst interessant.

paulo coelho

schriftsteller | autor

mein traum ist tatsächlich wahr geworden. 


meine kinder leben meinen traum


ich habe eine wunderschöne tochter. und sie hat einen großen bruder.
einen bruder, der grad mal 2 jahre älter ist, als sie selbst und ihr schon heute den rücken stärkt und ihr seine hand reicht, wenn sie hilfe braucht.

er liebt sie sehr. und sie ihn.

an unserem esstisch sitzen sie sich gegenüber und können sich bei jeder mahlzeit in die augen schauen. sie teilen sich auch ein kinderzimmer. das haben wir ganz bewusst auch so eingerichtet. wir als eltern wünschen uns, dass unsere kinder so viel zeit wie möglich miteinander verbringen können.

und wir glauben auch, dass sie die nähe sehr genießen.

ein richtiger traum, oder? so schön!

hmm, genau!



eskalation im kinderzimmer


ich mein, ja, es ist ein traum. aber manchmal artet es auch einfach aus. und wenn’s eskaliert, dann richtig.

wenn man alles teilt, hat man halt auch selten was ganz für sich allein. und das ist dann einfach ein problem.

da geht der große bruder in sein zimmer, um ganz in ruhe ein bisschen mit seinem neuen lego zu spielen. oder vielleicht möchte er auch mit seinen kleinen hot wheels-autos einen parkplatz bauen. wie auch immer - sobald der große bruder weg läuft, flitzt die kleine schwester hinterher. ist doch klar. was er macht, findet sie super spannend.

da wird es gern auch mal richtig schön laut. mein sohn ist oft frustriert, wenn seine schwester sein schön-gebautes wieder niederreißt und meine tochter flippt aus, wenn ihr bruder ihr etwas aus den händen stibitzt, womit sie grad ganz konzentriert werkelte.


reden, reden, reden


nun geben wir als eltern unserem sohn immer wieder den hinweis, dass er doch seine schöne stimme einsetzen und mit seiner schwester sprechen soll, wenn sie was macht, was er nicht gut findet. doch meistens bricht die erste, impulsive reaktion aus ihm raus. und das ist dann gern mal ein schrei oder auch lautes gejammer.

hör dir das mal pausenlos für 1-2 h an. da wirst du wahnsinnig als erwachsener!

wir können es nur immer wieder sagen, dass er mit ihr reden soll. und unsere tochter wird ja sicher auch bald sprechen und nicht mehr nur mit dem finger auf dinge zeigen oder laute von sich geben. dann wird sicher alles wieder viel entspannter. hahaha

wie gesagt - träumen darf man doch mal …


also, was machen wir, damit wir unseren kindern so viel individualität und gemeinsame zeit wie möglich ermöglichen können? und welche grenzen können wir setzen, damit ihre konkurrenzkampf und ihre eigenarten nicht allzu sehr aneinanderprallen?


unsere regeln für ein halbwegs entspanntes geschwisterleben
  • wenn eine tür geschlossen ist, muss angeklopft werden
  • eintreten darf man dann nur, wenn man hereingebeten wird
  • wenn jemand etwas spielt, dann darf er das allein
  • will jemand mitspielen, muss er fragen
  • nein heißt nein
  • unser großer sohn hat sein "kleines lego" - unsere kleine tochter hat ihr eigenes "großes lego"
  • das "kleine lego" muss außer reichweite unserer tochter gelagert und gebaut werden
  • ignorieren. manchmal muss man es einfach ignorieren! [natürlich abhängig vom schweregrad des konflikts]


teilen will gelernt sein


nun sind meine kinder mir aber einen gewaltigen schritt voraus. sie lernen etwas, was ich nie wirklich musste [und zugegebenermaßen auch heute noch nicht wirklich gut kann]:

sie lernen die große kunst des teilens.

ich hab ja bereits erwähnt, dass ich als einzelkind immer alles für mich allein hatte. ich hab sozusagen nie gelernt, wie man etwas teilt, ohne sich dabei schlecht zu fühlen.

bei mir war es manchmal sogar so, dass ich in der schule ungern einen filzstift an meine mitschüler gegeben hab, weil ich dachte, wenn sie eine überschrift damit unterstreichen, wäre der stift dann leer, wenn ich ihn wiederbekomme.

oder gummibärchen. frag mich mal, ob ich dir eins meiner gummibärchen abgeben möchte. viel spaß!

total bescheuert - heute weiß ich das. und trotzdem, teilen fällt mir immer noch schwer.

meine kinder lernen das gezwungenermaßen von geburt an. sie teilen ihre kleidung - wenn sie einem kind zu klein ist, bekommt sie das nächste. sie teilen ihr zimmer, ihre spielsachen, ihren kinderwagen, ihre eltern, die komplette aufmerksamkeit.


manchmal ist einer einer zu viel


und ich kann sie so gut verstehen, wenn es sie manchmal total ankotzt. wenn sie einfach mal ausflippen oder laut werden, weil sie glauben, dass ihr geschwisterchen viel mehr beachtung von uns eltern bekommt.

und ich mein, wir schätzen uns als unheimlich glücklich ein, dass unser sohn wohl nie wirklich eifersüchtig auf seine neue, kleine schwester war. von anfang an hat er sie gern in den arm genommen. oder dabei geholfen, sie anzuziehen oder ihr eine flasche zu geben. er hat sie geherzt und sie beschäftigt.


heute sind wir nur für dich da


damit wir unsere zeit und aufmerksamkeit halbwegs gerecht auf unsere kinder verteilen können, haben wir uns bereits während der schwangerschaft mit unserer tochter geschworen, dass wir etwas versuchen werden: wir werden alles dafür geben, unserem sohn ganz exklusive zeit nur mit uns beiden allein zu schenken.

und: das tun wir auch.

letzten sommer sind wir mit unserem sohn allein nach island gereist. unsere tochter war für 4 tage mit unserem damaligen au-pair in der schweiz geblieben.

dieses jahr haben wir unserem sohn zum geburtstag einen ausflug ins legoland geschenkt - 1 tag nur mit mama und papa. unsere tochter wird den tag mit ihrer patentante und deren familie verbringen.

irgendwann werden wir das gleiche auch für unsere tochter machen. auch sie wird ganz exklusive zeit mit mama und papa bekommen, während ihr großer bruder eine schöne zeit mit freunden oder oma und opa verbringen darf.


you’ll never walk alone


wir sind sehr gesegnet mit unseren kindern. und, wenn ich mir manchmal am liebsten die kopfhörer mit meiner lieblingsmusik in die ohren stecke, um ihr geschrei auszublenden, so glücklich bin ich auch darüber, wie sehr meine kinder sich lieben.

ich hoffe nur, dass es für immer so bleiben wird. dass sie ihr großes glück wertschätzen und genießen können: niemals allein sein zu müssen.

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